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Medien als Mittler für Bildung, Partizipation und Inklusion
Prof. Dr. Franz Josef Röll, Hochschule Darmstadt, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit, Schwerpunkt: Neue Medien und Medienpädagogik.
Das jeweilige Denken und Wahrnehmen wird von der Struktur der Kommunikationsform geformt, durch die wir die Welt und uns selbst erfahren. Die verschiedenen Teile dieses Kommunikationssystems sind soziokulturell einem ständigen Wandlungsprozess ausgesetzt. Keine mediale Struktur, kein Code und kein Kanal bleibt über längere Zeit unverändert. Heute bestimmen weitgehend die digitalen Medien den kommunikativen Code in der Gesellschaft. Aufgrund der hohen Repräsentanz der digitalen Medien im kommunikativen Lebensalltag wird ihnen ein kausaler Faktor für unterschiedliche Probleme und gesellschaftliche Wandlungsprozesse zugeschrieben. Ebenso gibt es Positionen, die sich erhoffen, mit Hilfe der Medien gesellschaftliche Probleme und Herausforderungen zu bewältigen. Im Vortrag wird skizziert, was Medien zur Förderung von Bildungsprozessen, von Partizipation und Inklusion zu leisten im Stande ist. Zugleich wird verdeutlicht, dass gelingende oder nicht gelingende Kommunikation im dialektischen Verhältnis zu den jeweiligen soziokulturellen Verhältnissen steht.
Unter Bildung verstehe ich, Verständnis für den lebensbegleitenden Entwicklungsprozess des Menschen zu gewinnen, in dessen Verlauf er sich wissenschaftliche, technische, geistige, kulturelle und lebenspraktische Kompetenzen erwirbt und dabei seine personalen und sozialen Kompetenzen erweitert. Beispielhaft wird gezeigt, in welcher Weise digitale Medien im Lebensalltag von Lernenden und Lehrenden verankert sind bzw. verankert sein könnten.
Partizipation ist ein Sammelbegriff für Formen von Beteiligung, Teilnahme, Mitwirkung und Mitbestimmung, letztlich für selbstbestimmte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Entsprechend der jeweiligen Perspektive wird unter Partizipation Unterschiedliches verstanden. Aus politischer Perspektive geht es um Beteiligung bei Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen, aus der Perspektive der außerschulischen Jugendarbeit um das Einmischen in die alltägliche Lebenskultur, aus der Perspektive von Bildungsinstitutionen das Einüben von kollaborativen, kooperativen und konnektivistischen Lernformen.
Digitale Medien können Barrieren aufbauen, sie können sie auch überwinden. Gerade weil die digitalen Medien auch zum Digital Divide beitragen, ist dies eine notwendige Herausforderung. „eInclusion“ intendiert nicht nur den digitalen Graben zuzuschütten, sondern die Teilhabe aller Menschen und Gruppen an allen Aspekten der Informationsgesellschaft zu fördern sowie Diskriminierungen zu bekämpfen. «eInclusion» kann einen Beitrag für die Inklusion in der Schule bilden, da sie auf die Überwindung von Ausgrenzung zielt, auf die Verbesserung von Lebensqualität und sozialem Zusammenhalt sowie auf die Förderung gesellschaftlicher Teilhabe. Wenn Lernphilosophien im Unterricht eingesetzt werden, die eine Binnendifferenzierung ermöglichen und wenn der Lernraum das Potential zulässt, vom jeweiligen Subjekt favorisierte Lernpräferenzen zu integrieren, kann eInclusion einen produktiven Beitrag für die Inklusion im Bildungssystem leisten. Allerdings ist auch eInclusion kein Allheitmittel, es ist vor allem machtlos gegenüber strukturellen Problemzusammenhängen.
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