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Abstract zum Vortrag

Hinter den Kulissen von „Always Online“: Wie lernen Schülerinnen und Schüler heute?

Die starke Bindung vieler Kinder und praktisch aller Jugendlichen an das Internet und ihre persönlichen Endgeräte lässt die Verantwortungsträger im Erziehungswesen immer wieder die Stirn der Ambivalenz runzeln. Virtuoses App-Zapping scheint sich mit akuter Unlust gegenüber konventionellen Lern- und Arbeitsmethoden zu verbinden. „Googeln“ droht die typische, wenn nicht einzige Strategie zur Lösung eines Problems geworden zu sein. Zugleich vollzieht die Generation des „Always Online“-Lebensstils nur die radikalen Veränderungen der Berufswelt und Wertschöpfung mit, die als Jobmotoren, Zukunftschancen und Wettbewerbsvorteile gepriesen werden. Moderne Medienpädagogik weist zwar zahlreiche Wege, die vielfältigen Chancen neuer Medien in formellen und weniger formellen Bildungssettings rigoros auszunutzen. Doch bleibt in der gesellschaftlichen Debatte ein ungutes Gefühl, letztlich verwurzelt in der Sorge um zu viel Ablenkung, Eskapismus, Prokrastination, denen die digitale Lernergeneration von heute anheimzufallen scheint.

Der Impulsvortrag versucht, von den offensichtlichen Verhaltensweisen der „Always On“-Generation – dem ständigen Wischen, Tippen, Instagramen – auf die motivationalen Befindlichkeiten zurückzuschließen, die dem starken Bedürfnis nach permanenter Interaktion und Interaktivität zugrunde liegen. Dabei bieten sich zwei Perspektiven an:

  • Digitale Medien und mobile Endgeräte besitzen ungeheuren Aufforderungscharakter. Schon ihr Anblick verheißt Interessantes, Spaßiges, Neuartiges, jedenfalls das Gegenteil von Langeweile. Für junge Menschen sind diese Geräte sehr häufig besonders reizvolle, vielseitige Spielzeuge. Mit ihnen lassen sich vergnügliche, herausfordernde, spannende, interessante, siegreiche, sozial geteilte Erfahrungen sammeln, die bekanntlich für kindliche und jugendliche Entwicklung ‚dazugehören‘ und extrem wichtig sind. Zudem ist die Nutzung mobiler Endgeräte als High-Tech-Toy nicht als Kinderkram sanktioniert. Schließlich sind auch viele Erwachsene mit ihren Smartphones ungehemmt in der Öffentlichkeit zugange.
  • Der heutigen Lernergeneration ist ein erhebliches Maß an Zukunftsangst eingeimpft worden. Es ist unklar, ob die guten Jobs in Reichweite sind, ob es überhaupt gute Jobs geben wird, wenn sie mit der Schule fertig sind. „Nicht ausbildungsfähig“, „zu wenig MINT-Kompetenz“, „in Zukunft machen das Roboter oder die Chinesen“ – es gibt viele Schlagworte, die für Jugendliche  Dauerstress bedingen können, weil es schwierig geworden ist, eine realistische und damit beruhigende Einschätzung der eigenen Zukunftschancen vorzunehmen. Zugleich steigt der Anteil der Kinder, die sich nicht mehr auf stabil-unterstützende Familiensysteme verlassen können: Die Scheidungsraten lassen sich auch als Indikator für die Wahrscheinlichkeit lesen, mit der Kinder Konflikte zwischen ihren Eltern miterleben müssen. Und schließlich scheint der gefühlte Leistungsdruck im Schulwesen zuzunehmen. Die smartphone-fixierte Lernergeneration ist also auch und gerade eine Generation unter Druck. „Always on“ muss demnach auch verstanden werden als eine Reaktion auf diesen Druck: Freunde und persönliche „Netzwerke“ werden zur Ressource bei der Stressbewältigung, zum Pfund, mit dem man wuchern kann, wenn es um soziale Akzeptanz, Zukunftschancen und Problemlösefähigkeiten geht. Freunde und ihre (permanente) soziale Unterstützung sind aber auch ungeheuer tröstend an wieder einmal frustrierenden Tagen. Die Unmengen an Positivem, Lustigem, das aus den digitalen Endgeräten strömt, tun der geplagten Lernerseele gut.

Was folgt aus diesen beiden Perspektiven für die strategische Konfiguration von Lernsettings? Aus der Sichtweise von Smartphones als Spielzeug sollte zunächst einmal viel Gelassenheit folgen: Lasst den Kids ihr Hightech-Toy! Wie jedes andere Spielzeug muss jedoch sein Gebrauch reguliert werden – nicht bei Tisch, nicht im Unterricht (es sei denn, wir verwenden es gemeinsam als Werkzeug), nicht bei Face-to-Face-Gesprächen, nicht abends nach „Licht aus“. Eltern brauchen zudem dringend Orientierung, was die Bereitstellung internetfähiger Geräte an ihre (jungen) Sprösslinge betrifft. Pädagogisch bietet die Spielzeug-Perspektive dagegen nur Altbekanntes: Es gibt Gelegenheiten, da mag man das Smartphone-als-Spielzeug auch im Schulsetting herausholen lassen, weil es der allgemeinen Motivationssteigerung dient oder eine bei allen Lernern verfügbare Funktion (Kamera, Diktiergerät, Kalender) einen bestimmten methodischen Zugang zu einer Materie erleichtert.

Aus der Sichtweise von „Always On“-Jugendlichen unter Druck ergeben sich deutlich weitreichendere Konsequenzen für die Pädagogik. Zunächst gilt es, die erheblichen sozialen Unterschiede in der Beherrschung der Internet-Werkzeuge zu bekämpfen. Wenn Recherche- und Bedienkompetenzen, Beherrschung von Netiquette, digitales Gruppen- und Wissensmanagement zu Schlüsselqualifikationen werden, müssen wir den Lernergruppen auf die Sprünge helfen, deren Onlinegebrauch vor allem aus Youtube-Spaß besteht. Hier rückt die gute alte Lesekompetenz als ausbaubedürftige Brückenkompetenz ins Informationszeitalter in den Fokus.

Drittens sollte es der Schulmedienpädagogik um die Zielsetzung des Empowerments der Lerner gehen, und zwar im doppelten Sinne.

  • Einerseits sollte Pädagogik Lerner bei ihrer Zukunftsunsicherheit abholen und mit ihnen ganz explizit reflektieren, inwiefern „Always On“ und 300 digitale Freunde für Optimismus, Wohlbefinden, Agilität hilfreich sind. Bildungspläne sollten den Einsatz von Online-Technologien zur Erarbeitung von Lerngegenständen als selbstverständliche, aber voraussetzungsvolle Variante mit konventionellen Arbeitsweisen verbinden, um die Leitidee von Neuen Medien als Werkzeug zur eigenständigen, aktiven Lösung kleiner und größerer Probleme erlebbar zu machen.
  • Andererseits sollte Empowerment auch in der Befähigung zur Nicht-Nutzung neuer Medien bestehen: Nicht immer ist online sein nützlich, nicht jedes Problem lässt sich per App abstellen. Abstinenz, Selbstregulation, Selektivität sind wichtige Kompetenzen angesichts des extrem hohen Anreizwerts, den Internet-Devices immer wieder aussenden. Hier geht es also darum, Lernerfahrungen zu ermöglichen, die die Selbstbehauptung, das Zutrauen allein in die eigenen Fähigkeiten – ohne permanente Verbindung zu den Freunden – stärken und einen halben Tag des Offline-Seins nicht mehr als „undenkbar“ erscheinen lassen. 

Und viertens sollte modernes Lerndesign den Aspekt des Drucks, der auf der Jugend von heute lastet, konstruktiver aufgreifen. Auch im Jahr 2015 verlässt sich das Schulwesen auf die Klassenarbeit oder Klausur als routinemäßiges Instrument der Leistungserfassung und -bewertung. Damit liegen wir nicht nur Lichtjahre von den Formaten entfernt, mit denen die heutige Lernergeneration in der (digitalen) Berufswelt von morgen wird Leistung erbringen müssen und wollen. Vielmehr tragen wir damit in erheblichem Maße auch noch zur Steigerung des Drucks auf die junge Generation bei, weil wir sie ständig in Performance-Situationen zwingen: Wer nicht in der Lage ist, am Dienstagvormittag um 09:30 binnen 45 Minuten sein Wissen auf die Straße zu bringen, scheitert. Das Leistungsformat, das viel besser zur vernetzten Welt passt, ist das Projekt. Leistung wird entwickelt, nicht punktuell abgeliefert; sie entsteht kollaborativ in Teams und unter Zuhilfenahme von Plänen, Ablaufcharts, Zielvereinbarungen, digitalen Wissensressourcen, intensiver Kommunikation innerhalb des Teams und nach außen, mittels Software-Werkzeugen, Management- und Moderationstechniken. Projekte als Container für Leistung erlauben Diversität – Lerner mit ungleichen Interessen, Fähigkeiten, Geschwindigkeiten können sich einbringen, etwas leisten und dabei natürlich lernen und wachsen. Sie ermöglichen die Arbeit an komplexen Herausforderungen, die nicht auf zwei Klausurstunden beschränkt oder allein durch überlerntes Vokabelwissen zu lösen sind.  Die letzte Generalanregung neben der Einführung von Regeln und Bemühungen um Lesekompetenz und Empowerment lautet also: Denken Sie in Projekten und begreifen Sie Ihre Lernergruppen als Projektteams!

Diese Leitgedanken müssten natürlich mit pädagogischer Strategie und Taktik gefüllt werden. Die iMedia bietet dafür reiches Anschauungsmaterial. Wichtig erscheinen mir diese  Leitgedanken, weil sie sich konstruktiv zu der massiven Proliferation von Neuen Medien stellen und die wichtigsten motivationalen Befindlichkeiten hinter der „Always Online“-Gewohnheit der heutigen Lernergeneration explizit aufgreifen. Damit verfolgen wir eine Strategie, um das Beste aus dem „Always on“-Trend zu machen anstelle ihn als Beeinträchtigung unserer gewohnten Arbeit zu verdammen.

Diesen Bereich betreut E-Mail an Andrea Zwerenz, PL. Letzte Änderung dieser Seite am 26. November 2015. ©1996-2022 Bildungsserver Rheinland-Pfalz